Der performative Rahmen der ein künstlerisches Werk umgibt, unterliegt vorwiegend einer gewissen Norm, die exklusiv ist. Exklusiv bedeutet in diesem Zusammenhang eine gewisse intellektuelle Voraussetzung um die Ver-
bindung des Werks mit einem reellen Bezug zu kontext-
ualisieren. Da die Interkontextualität im Zusammenhang mit künstlerischen Werken nicht in einer allgemein ver-
ständlichen Sprache ausformuliert ist. Aufgrund eigener Erfahrung, des Gefühls der Ausgeschlossenheit im Kunst Kontext, wuchs das Interesse diese Struktur theoretisch wie auch künstlerisch aufzuarbeiten und dieser einen Ausdruck zu verleihen.
Welche Ausgangsform muss ein Werk annehmen damit es zu keiner Exklusivität kommt? Die Frage der Exklusivität führt mich in die Soziolinguistik der 60er Jahre, die aus der Problematik des damaligem Bildungsnotands entstand. Dieser entsprang der Förderung der Integration von schwachen sozialen Schichten. Durch die Hürde der Sprachdifferenz und dem Bedürfnis nach Integration in den USA wurde die Problematik Soziolinguistisch untersucht und aufgearbeitet. Basel Bernstein hat die Deffizithypothese entwickelt. Die Ende der 60er Jahre veröffentliche Differenz-Konzeption von William Labov, ist eine kritische Reaktion auf diese.
Diese soziolinguistischen Untersuchungen beschreiben die Sprache der sozialen Unterschicht als restringierte Codes. Individuen, die einem restringierten Code unterliegen, wird ein gewisse Ohnmacht zugeschrieben. Dabei wird übersehen, dass die Referenzen innerhalb des Restringierten Codes nur für Individuen Verständlich sind, die den Restringierten Code sprechen. Diese Analyse ließ sich für mich in direktem Bezug auf die Exklusivität der Kunst anwenden. Gibt es einen es eine dechiffrierte Kommunikation? Die Variablen, sind die Möglichkeiten der Wahrnehmung und damit einhergehende Emotionale Verarbeitung. Doch vor der Wahrnehmung (Gefühl) sitzt ein begrenzter Zeitausschnitt, der im Hier und Jetzt auftreten kann. Der Reiz. Menschen sprechen, bevor sie eine linguale Sprache erlernen, eine natürliche Körpersprache die durch früh kindliche Reflexe erlernt wird. Diese unterliegen keinem Code, sondern sind instinktiv. Durch die Irritation im außen, folgt ein Reiz der Wiederrum durch die frühkindliche Reaktion beantwortet wird. Diese Reaktion wird als gefühls-/emotions-gesteuert wahrgenommen.
Antonio R. Damasio unterscheidet Gefühl und Emotion. Das Gefühl, ist die private Erfahrung. Unter Emotion fallen all jene Reaktionen die öffentlich zu erkennen sind. Er schließt daraus, dass kein Individuum das Gefühl eines anderen Individuums beobachten kann. Das einzige zu beobachtende Gefühl ist das eigene. Was jedoch sichtbar wird, ist die Reaktion, die aufgrund eines Reizes eintritt. Auf eine Künstlerische Auseinandersetzung angewendet, bedeutet diese Tatsache, dass eine gewisse Ohnmacht seitens des*der Künstler*in besteht.
Um meinem Prozess einen visuellen Ausdruck zu geben habe ich mich auf das Medium Fotografie festgelegt, da die Fotografie starke explizite Kommuniksabsichten vermittelt. Wichtig war es in der Umsetzung ein Motiv zu wählen, welches in der Wahrnehmung eine starke Ambivalenz aufweist. Meine Abbildungen begrenzt sich auf Körper. Da der Körper Reiz auslöst und aufnimmt. Füße = Ekel bis Erotik. Fotografien von Füßen sind explizit. Nahaufnahmen von Füßen sind implizite und lassen einen großen Interpretationsspielraum. Dennoch lassen sich durch Hautstruktur und Form, nackte Körperbilder erahnen. Die Fotografien bekommen dadurch einen sexuellen Duktus. Nach Freud ist der sexuelle Reiz uns ins Fleisch geschrieben und daher dechiffriert. Eine Verflechtung der nicht codierten Reize (infantile Reflexe und implizite Fotografien) zeigt die Videoarbeit Le Reflexè d’irritation. Der codierte Code, ist die Wahrnehmung der Betrachter*innen.
Ausschnitte aus ein Aufklärungsvideo 1951 zum Thema infantile natürliche Reflexe und die dazugehörige Reaktionsmuster werden den Fotografien gegenübergestellt, bei denen die Reaktion völlig unterschiedlich ausfallen kann aber höchstwahrscheinlich sexueller assoziiert werden. (unabhänig von Geschlecht etc.) Letztendlich zeigt diese Video Arbeit, durch ihre Komplexität, eine Exklusivität und damit eine intellektuelle Voraussetzung. Um jedoch die Exklusivität in einem Kunstwerk zu brechen, habe ich mich einem simplifizierenden Mechanismus bedient. Ich nutze den Mechanismus kognitiver Spiele, die auf frühkindlichen Reflexe zurückverweisen um damit die Systematik der Videoarbeit zugänglicher zu machen.
Aus dieser Überlegung entstand das MEMO Charme De La Mèmoire . All diese Betrachtungen, lassen sich in dem interaktiven Spiel vereinen. Es gibt keinen Ausschluss nur individuell Interpretation. Es gibt weder Richtig noch Falsch. Denn es beruht auf Gefühlen, und das einzig zu beobachtenden Gefühl ist das eigene.
Reaktionsablauf MEMO: Reiz – Assoziation – Erinnerung