Der Selfie-Wahn um die Likes

eine Kunstkritik von Mia Hohenstatt

Das Selfie in den sozialen Medien dient als eine Vorderbühne, die sich von der Hinterbühne
unterscheidet. Insofern, da sie geprobt/gestellt und oftmals auch geschauspielert ist.
Das

Räkelnd auf dem Bett oder aufrecht auf der Couch – wie setze ich mich am besten in Szene für das perfekte Selfie? Mit dieser Frage beschäftigten sich Carla Freund und Lea Amelie Baur in ihrer Fotoserie „Lügebühne“. Das Projekt ist im Sommersemester 2021 im Rahmen des Semesterprojekts „Kapitalismus und Fotografie“ entstanden. Der Kurs wurde betreut von David Weber und bringt Theorie und Crossmedia Publishing zusammen. 

In dem Kurs beschäftigten sich die Student*innen mit der Frage, inwiefern das „Posten von Fotos“ auf sozialen Netzwerken noch etwas mit Fotografie zu tun hat. Die Projekte der Student*innen sind auf verschiedenste Art eine Kritik an dem Digitalkapitalismus. Die Fotoserie „Lügebühne“ besteht aus vier Fotos, auf denen sich die beiden Künstlerinnen in Porträts selbst inszenieren. In verschiedenen Positionen „posen“ sie vor der Kamera. Der Titel „Lügebühne“ ist auf allen Bildern als Text in weißer Farbe deutlich zu sehen und zieht sich wie ein roter Faden durch die Fotoserie. In jedem Bild sind außerdem die Herz-bzw. „Like“-Motive von Instagram erkennbar.  

Carla Freund
Lea Amelie Baur

„In der Fotoserie soll der Zwiespalt zwischen diesem Prozess der ‚Like‘ Bestätigung und der Authentizität und Performance dargestellt werden“ heißt es im dazugehörigen Text.  Der Begriff „Bühne“ bezieht sich auf das Theater als Ort der Inszenierung, Fiktion, Utopie und symbolisiert somit die Selbstdarstellung. Die „Vorderbühne“, als der fürs Publikum sichtbare Teil, verkörpert das, was man in den sozialen Medien nach außen zeigt, während die Hinterbühne all das umfasst, was „ist“ aber für Zuschauer*innen oder Follower nicht sichtbar ist, was sozusagen „hinter den Kulissen“ geschieht. Um diesen Prozess zu visualisieren, zeigen sich die Künstlerinnen beim Aufnehmen ihres Selfies. Den Betrachter*innen der Serie gewähren sie dabei Einblick in das ganze Geschehen. Sie können sowohl das Selfie im Handybildschirm als auch die Szene der Entstehung sehen.

Die Künstlerinnen kritisieren mit ihrer Arbeit die Inszenierung auf sozialen Netzwerken. Die einzelne Fotografie und das Motiv stehen dabei weniger im Fokus, vielmehr treten Fotos als vernetzte und soziale Bilder auf. Sie werden zu operativen Bildern, die nicht einen Moment festhalten, sondern Profile und Muster generieren, die Wert schöpfen und die Nutzer*innen dem Feedback der Likes exponieren.  


Über die Autorin Mia Hohenstatt 

Test

Wäre ich ein Tier, wäre ich vermutlich eine Katze, weil ich ab und zu ein bisschen moody aber eigentlich auch eine ganz Süße sein kann. Ich bin Mia Sophie Hohenstatt, 20 Jahre alt und studiere Crossmedia Publishing an der Merzakademie. Ich habe Höhenangst und bin super schreckhaft. Am liebsten esse ich Laugenbrötchen mit Honig oder mit Avocado. Meine Freunde und Familie sind das wichtigste für mich. 

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